Die GWMT lädt Covid-19 bedingt zur
ONLINE-TAGUNG 24.-25.09.2020 ein:
(zur Verschiebung der ursprünglich geplanten Tagung in Erfurt s.u.)
Einladung zur 4. Mitgliederversammlung
am Donnerstag, 24. September 2020, 14:00-16:30 Uhr online (Einwahl ab 13.30 möglich). Programm und Einwahldaten finden Sie hier.
Einladung zur Verleihung des Förderpreises der GWMT und Bericht Driburger Kreis (öffentlich) am 24. September 2020, 17.00–19.00 Uhr (Einwahl ist ab 16.45 möglich, Ablauf und Einwahldaten finden Sie hier)
Einladung zum Online Panel (öffentlich):
Eine neue Autorität der Wissenschaften? Expertise, Evidenz und der gesellschaftliche Status der Wissenschaften in der Covid-19-Pandemie am 25. September 2020, 14.30–17.00 Uhr (Einwahl ist ab 14.00 möglich, Ablauf und Einwahldaten finden Sie hier)
Podiumsdiskussion mit Beiträgen von
- Mariacarla Gadebusch-Bondio (Medizingeschichte)
- Sascha Dickel (Mediensoziologie) und
- Christian Schwägerl (Wissenschaftsjournalist),
moderiert von Bernhard Kleeberg (Wissenschaftsgeschichte)
Bis vor Kurzem schien es, als ob die Autorität der Wissenschaften, die gesellschaftliche Anerkennung wissenschaftlicher Expertise immer hinfälliger werde. Vor dem Hintergrund zunehmender Ökonomisierung und Politisierung der akademischen Welt sowie der Digitalisierung, die mit dem Web 2.0 oder mit Facebook und Twitter Kommunikationskanäle hervorgebracht hat, die zu den klassischen Formen der Wissensvermittlung teilweise in Konkurrenz stehen, schien wissenschaftliche Rationalität (weiter) an Boden zu verlieren. Demgegenüber deuteten wiederum die frühen Reaktionen auf Expertenwissen zur Covid-19-Pandemie, wie es in den täglichen Briefings des RKI oder dem Podcast des Virologen Christian Drosten vermittelt wurde, auf eine erstaunlich hohe Akzeptanz wissenschaftlicher Expertise hin. Aktuell scheint sogar Verständnis für den Umstand zu bestehen, dass wissenschaftliches Wissen vorläufig und uneindeutig sein kann – wobei freilich auch eine parallele Radikalisierung antiakademischer Gegenpositionen zu beobachten ist.
Diese Beobachtungen wollen wir zum Anlass nehmen, die Frage nach der aktuellen Autorität und Überzeugungskraft wissenschaftlichen Wissens in Relation zu ihren historischen Konjunkturen mit Spezialist*innen für wissenschaftliche Evidenz und für Medien wissenschaftlicher Kommunikation zu diskutieren. Gegenstand soll insbesondere auch die Position, Funktion und Aufgabe der Wissenschafts-, Medizin- und Technikgeschichte im Kontext moderner Gesellschaften sein, in der Expertenfiguren zwar zentral, aber hochgradig heterogen und in ihrer Pluralität und spezifischen Autoritätsökonomie häufig eher Ambivalenz denn Klarheit zu schaffen scheinen. Die Diskussion schließt an das NTM-Forum „COVID-19: Geistes- und Sozialwissenschaftliche Perspektiven“ (28/2) an und setzt die Diskussionen fort, wobei sie ihren Schwerpunkt von medizinhistorischen auf medien- und gesellschaftshistorische Themenfelder hin verlagert. Es ist geplant, das Forum entsprechend fortzuführen und mit Beiträgen aus dem Plenum anzureichern.
Bekanntmachung Jahrestagung und Mitgliederversammlung 2020 (Nachricht vom 10.5.2020)
Liebes Mitglied,
ich hoffe, diese Nachricht erreicht Sie gesund und unter den gegebenen Umständen in guter Verfassung!
Sie / Du werden / wirst in den letzten Wochen mitverfolgt haben, dass die Corona-Krise auch am akademischen Tagungsbetrieb nicht spurlos vorübergegangen ist: Aktuelle Tagungen sind komplett ausgefallen, und auch viele wissenschaftliche Zusammenkünfte zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr sind bereits abgesagt worden. Einige Universitäten haben den Tagungsbetrieb für das gesamte Jahr 2020 innerhalb ihrer Einrichtungen untersagt.
Der Vorstand der GWMT hat sich auf seinem letzten (virtuellen) Treffen mit der Frage befasst, ob wir unter den gegebenen Umständen an unserer Jahrestagung in Erfurt festhalten können, und wir sind sehr schnell zur übereinstimmenden Meinung gekommen, dass wir als Vorstand nicht verantworten können, die Jahrestagung in diesem Jahr wie geplant als Präsenzveranstaltung durchzuführen.
Schweren Herzens möchten wir Sie deshalb hiermit darüber informieren, dass die geplante und angekündigte Jahrestagung der GWMT in Erfurt am 24.-26. September nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden wird. Wir bedauern dies umso mehr, da das Programmkomitee von der Zahl und Qualität der eingereichten Vortragsvorschläge hellauf begeistert war, insbesondere auch von den Vortragsvorschlägen zum Tagungsthema „…Humanities“. Der Vorstand ist deshalb Bernhard Kleeberg sehr dankbar, dass er sich bereit erklärt hat, die Jahrestagung im Jahr 2022 in Erfurt auszurichten. Die Mitgliederversammlung hätte über diesen Vorschlag zu befinden. Wir haben auch die Alternative diskutiert, die Erfurter Tagung auf das kommende Jahr zu verschieben, diese aber verworfen, da die Planungen für die gemeinsame Jahrestagung mit der GTG 2021 in Wien bereits weit fortgeschritten sind.
Ganz und gar ausfallen lassen wollen wir unsere Jahrestagung aber nicht! Wir arbeiten bereits mit Elan an einem virtuellen Programm: mit Mitgliederversammlung, Preisverleihungen und einigen inhaltlichen Beiträgen mit aktuellem Bezug. Sie und Ihr dürfen / dürft also gespannt sein.
Mit allen guten Wünschen für die kommenden Monate
verbleibe ich im Namen des gesamten Vorstandes
Ihr / Euer
Carsten Reinhardt
Sie finden im Folgenden alle informationen zur vormals geplanten, nun auf 2022 verschobenen Jahrestagung:
Sie finden hier [eine PDF Datei] Call for Papers zum Herunterladen.
Call for Papers – Jahrestagung der GWMT in Erfurt 2020
Der Vorstand der Gesellschaft für die Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik e. V. (GWMT) lädt in Kooperation mit der Professur für Wissenschaftsgeschichte der Universität Erfurt ein zu Vortrags- und Sektionsanmeldungen für die vierte Jahrestagung der Gesellschaft in Erfurt vom 24.–26. September 2020 mit dem Rahmenthema:
… Humanities
Unter dem Titel „…Humanities“, widmet sich die Jahrestagung der Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik (GWMT) 2020 vornehmlich der Geschichte der Geisteswissenschaften.
Damit soll sowohl einem immer noch relativ jungen Forschungsfeld der Wissenschaftsgeschichte Rechnung getragen, vor allem aber auch die Selbstreflexion der Wissenschafts-, Medizin- und Technikgeschichte als Geisteswissenschaften zum Gegenstand gemacht werden. Dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass sich die Vertreter*innen dieser Richtungen als Geisteswissenschaftler*innen begreifen, sondern sich vielleicht eher als Wissenschaftsforscher*innen, Kulturwissenschaftler*innen oder Sozialwissenschaftler*innen verstehen, verweist bereits auf die grundlegende Problematik selbst.
Thema ist daher nicht nur die Wissenschaftsgeschichte der klassischen Geisteswissenschaften bzw. Humanities (u. a. Geschichtswissenschaften, Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte, Musik-, Rechts-, und Religionswissenschaften) nebst ihren Abgrenzungsbemühungen gegenüber den Natur- und Sozialwissenschaften, sondern auch die Genealogie der Geisteswissenschaften über ihre mit dem cultural turn verbundenen Nachjustierungen hinaus bis hin zu den jüngsten Formen der …Humanities: den neuerdings ubiquitär auftauchenden Bindestrich-Geisteswissenschaften, die sich nicht im Sinne der (oft etwas unterkomplex gedeuteten) Digital Humanities um die digitale Konservierung geisteswissenschaftlicher Quellen bemühen, sondern sich beispielsweise als kulturalistisch verfahrende Ökowissenschaften, als Environmental Humanities, verstehen; die als Blue Humanities die Kulturalisierung und Fragmentierung des Meeres anstreben; die als HumTech die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Geistes- und Ingenieurwissenschaften neu vermessen; oder als Medical Humanities den geisteswissenschaftlichen Zugriff verlassen und transdisziplinär und multiperspektivisch zwischen Medizin und Humanities arbeiten.
Dabei ist aufschlussreich, dass die „Humanities“, die im Englischen die klassischen Geisteswissenschaften bezeichnen, im jüngeren deutschen Wissenschaftsenglisch eher im Sinne von Humanwissenschaften als Wissenschaften vom Menschen verstanden werden. Tendenziell weisen die neuen …Humanities über die Grenzen der klassischen Geisteswissenschaften hinaus und scheinen damit auf Grenzauflösungen bzw. einen Abschied von Dichotomien, wie denen zwischen Körper und Geist oder Natur und Kultur, hinzudeuten. Dabei lässt sich natürlich fragen, ob diese Grenzen jemals in der Eindeutigkeit und Klarheit bestanden haben, die die wissenschaftspolitischen Auseinandersetzungen um die zwei (oder mehr) Kulturen suggeriert haben. Dass es anti-humanistische (Vertreter*innen der) Humanities gibt, macht diesen Zusammenhang ebenso deutlich, wie die begrifflichen Schwierigkeiten, die sich mit den neuen Selbstbezeichnungen verbinden: Stehen die Kulturwissenschaften seit den 1990er Jahren den Naturwissenschaften im Sinne der Kultur/Natur-Trennung deutlicher gegenüber als zuvor die Geisteswissenschaften? Umfasst Kultur das Soziale der Sozialwissenschaften? Und war die Scheidung von Geistes- und Naturwissenschaften denn früher – etwa um 1900 – eindeutiger? Welche Rolle spielen die polemischen Zuspitzungen wissenschaftspolitischer Entwicklungen und Auseinandersetzungen von Windelband über die Science Wars bis zur Post-Faktizität?
Solche Fragen sollen auf der Jahrestagung ebenso diskutiert werden, wie konkrete Untersuchungen am Material, in denen sich die Anwendung der Ansätze der jüngeren history of science auf die Geisteswissenschaften im weiten Sinne zeigt, also zum Beispiel die Analyse von geisteswissenschaftlichen Praktiken, ihren materiellen und medientechnischen Erkenntnissystemen, ihren epistemischen Tugenden und politischen Epistemologien.
Willkommen sind Vorschläge zu Einzelvorträgen (30 Minuten inkl. Diskussionszeit) oder Sektionen (120 Minuten). Sektionsvorschläge sollten aus drei oder vier Einzelvorträgen bestehen (bei drei Vorträgen in der Regel mit Kommentar) und genügend Zeit für die Diskussion einplanen. Vorschläge für andere Sektionsformate werden mit Interesse geprüft. Vorschläge für Einzelvorträge sind mit Abstracts (max. 1 Seite) einzureichen; bei Sektionen sind eine Einführung in die Sektion zusammen mit den Abstracts der Einzelbeiträge einzureichen. Die Beteiligung junger Wissenschaftler*innen ist ausdrücklich erwünscht. Bei gleicher Qualität werden Sektionen, die akademische Generationen überspannen, bevorzugt.
Auch Vorschläge für Vorträge und Sektionen, die sich nicht auf das Rahmenthema beziehen, können sehr gerne eingereicht werden.
Vorschläge sind (vorzugsweise per Email) bis zum 28. Februar 2020 zu richten an den Schriftführer der GWMT:
PD Dr. Alexander v. Schwerin
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
Boltzmannstraße 22
14195 Berlin
Email: schwerin[at]mpiwg-berlin.mpg.de